Mittwoch, 24. Juli 2013

Rezension: Jane Eyre

Titel:
Jane Eyre

Autor:
Charlotte Brontë

Verlag:
insel taschenbuch

Seitenzahl:
592

Preis:
9,99€



 Nach einer entbehrungsreichen Jugend im Waisenhaus tritt die 18-jährige Jane Eyre eine Stelle als Gouvernante auf dem entlegenen Landsitz Thornfield Hall an. Mr. Rochester, Herr des Hauses, ist ein knorriger und verschlossener Mann. Dennoch entbrennt Jane in stürmischer Liebe zu ihm. Er aber scheint eine andere zu lieben. Außerdem gehen auf dem Anwesen in der wilden Moorlandschaft unheimliche Dinge vor sich …

Es gibt gefühlte drei Millionen verschiedene Aufmachungen für Jane Eyre und deshalb hab ich mich einfach für meine entschieden. Englische Ausgaben gibt es noch viel mehr und da Klassiker meistens nicht so hübsche Cover haben, lohnt sich der Vergleich nicht.
Ich liebe meine Ausgabe von Jane Eyre! Ich liebe die Farben, ich liebe die beiden Schauspieler (ich hab mir den Film angesehen und wollte danach unbedingt das Buch haben. Mia Wasikowska und Michael Fassbender sind herrlich zusammen!), ich liebe die Schriftart, ich liebe dieses Cover! Das einzige was ich daran nicht mag ist der Klappentext, denn der ist so, so 0815. Das erinnert mich an Bella und Edward...
Ansonsten hab ich nicht viel zu sagen. Der Titel ist selbsterklärend und ich liebe dieses Buch wirklich sehr. 
(Hab ich schon erwähnt, dass ich dieses Cover liebe?)
Jane Eyre...Wie lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen, weil ich es unbedingt lesen wollte und mir doch nie ganz sicher war. Es ist aber auch einschüchternd, das muss man dem ganzen lassen. Meine Ausgabe von Jane Eyre hat knapp 600 Seiten und das in relativ klein geschrieben, dazu kommt noch meine generelle "Angst" vor Klassikern. Werde ich die Sprache gut verstehen? Bekomme ich auch alle Symbole richtig mit, deute ich alles richtig?
Warum sollte genau ich denn auch mit einem der wichtigsten Werke der Weltliteratur klar kommen?
So ein Klassiker schüchtert einen schon ein, weil er ein Klassiker ist.

Also stand Jane Eyre ungefähr 4 oder 5 Monate bei mir rum und obwohl ich die Geschichte so gerne erkunden wollte, habe ich es mich nicht getraut. Ich hab immer mal ein Kapitel gelesen und hab gedacht, dass ich irgendwann schon reinkommen werde, aber so funktioniert das natürlich nicht.
Für mich ist der wichtigste Schritt beim Lesen eines Klassikers, sich bewusst zu machen, dass man es lesen muss wie jedes andere Buch auch: Aufklappen, lesen, beenden, stolz ins Bücherregal stellen. Dass man dabei meistens mehr Zeit in ein ungefähr 200 Jahre altes Buch steckt ist doch völlig logisch oder?
Dafür ist das Gefühl, wenn man ein Buch wie Jane Eyre beendet hat umso schöner.

Ja, ich musste mehr Zeit als gewöhnlich in Jane Eyre stecken und manchmal habe ich mich auch nach normalen Jugendbüchern gesehnt, die ein wenig einfacher zu lesen sind, aber im Großen und Ganzen ließ es sich gut lesen. Teilweise habe ich mich sogar gewundert, wie einfach ich manche Stellen lesen konnte und auch wenn Charlotte Brontës Schreibstil manchmal ein wenig unnatürlich wirkt und eher wie in einem Theaterstück als im wirklichen Leben, ist er sehr bildlich und gut verständlich.
Es kommt natürlich vor, dass es Kapitel gibt, in denen kaum Dialoge vorkommen, aber wenn man sich darauf einlässt und sich versucht in Jane hineinzuversetzen, dann "übersteht" man auch das.

Überhaupt fand ich es eigentlich recht einfach, sich in Jane hinein zu denken. Charlotte Bronte schafft es, dass ich wirklich das Gefühl habe, Jane zu kennen. Selbst wenn ich nicht so denke wie sie, wenn ich nicht so bin wie sie, konnte ist sie verstehen. Vor allem, da man auch ihre Kindheit sieht und das, was sie durchmachen musste, muss man Jane einfach mögen. Selbst, wenn sie an sich kein einfacher Mensch ist.

Zugegebener Maßen hat mir nicht das komplette Buch so gefallen, wie es war. Jane ist zwar eine starke und vor allem ungewöhnliche Protagonistin (besonders wenn man die Zeit beachtet), aber das allein macht das Buch ja nicht gut oder schlecht.

Die erste Hälfte war wahnsinnig gut und hat mir am besten gefallen! Es geht um Janes Kindheit und wie sehr sie mit ihrer Familie zu kämpfen hatte. Niemand hat sie akzeptiert und Jane war eben wirklich ein eigenwilliges Kind mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, schon damals. Wahrscheinlich hat sie gerade deswegen so ein schlechtes Verhältnis mit ihren Verwandten. 
Eigentlich begleitet man Jane nun, bis sie erwachsen ist und schließlich nach Thornfield, zu Mr Rochester kommt. 

Mr Rochester! Himmel, er ist bestimmt kein netter, oder einfacher Mensch, aber ich liebe ihn so sehr! (Er ist übrigens ungefähr 20 Jahre älter als Jane.) Ich glaube, dass er wirklich meine Lieblingsperson im ganzen Buch gewesen ist.
Vor allem finde ich, dass er einen so vielseitigen Charakter hat. Auf der einen Seite ist er dieser sehr zynische, schroffe und schwierige Herr und andererseits ist es sehr angesehen, gesellschaftsgewand und leidenschaftlicher Mensch. Auch scheint er manchmal grob, fordernd und ein wenig zu sehr darauf versessen seinen Willen zu bekommen, aber letztendlich ist es genau das, was es ihm ermöglicht Jane zu öffnen und eine Beziehung zu ihr aufzubauen.

Achso, hab ich schon erwähnt, dass sowohl Jane als auch Mr Rochester keine schönen Menschen sind?

Die ganze Zeit hin habe ich auf eine bestimmte Stelle gewartet, die ich aus dem Film schon kannte, aber als die dann endlich kam wurde mir das Buch ein wenig unangenehm.
Plötzlich wird alles ein bisschen zu kitschig für meinen Geschmack und oft dachte ich mir nur, dass man es damit ja nicht übertreiben muss. 

Seltsam am Buch fand ich die Zeit! Jane befindet sich ein Jahr in Thornfield, aber als sie es letztendlich verlässt kam es mir so vor, als hätte sie schon 5 Jahre dort verbracht! Es kam mir unrealistisch vor, dass sie am Ende immer noch 19/20 Jahre alt war, weil sie irgendwo auch viel reifer geworden ist!

Hier hört meine Rezension zu Jane Eyre auch schon auf, denn alle meine Gefühle, die ich sonst dazu habe, kann ich nicht richtig in Worte fassen. 
Ich bin sehr froh, dass ich mir die Zeit genommen habe, dieses Buch zu lesen. Es war eine sehr schöne Erfahrung und ich kann es nur jedem, sehr warm, ans Herz legen.

Jane Eyre ist ein Buch, welches sich zu lesen lohnt! Trotz des etwas anspruchsvolleren Schreibstil lässt es sich gut lesen und mir haben die Charaktere und die Handlung sehr gut gefallen. 
Das Buch ist bestimmt nicht der Inbegriff von spannend und witzig, aber deshalb nicht weniger wert gelesen zu werden.
Ebenfalls mochte ich sehr, dass sowohl Jane als auch Mr Rochester keine Schönheiten waren und trotzdem einander gefunden, geliebt haben und glücklich geworden sind. Das alles macht es so realistisch.
Was ich kritisiere sind die teilweise zu kitschigen Stellen und die aufkommende Langatmigkeit in der zweiten Hälfte des Buches.





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