Deutsche Ausgabe |
(A Feast for Crowns)
Autor:
George R.R. Martin
Verlag:
Penhaligon
Seitenzahl:
832
Preis:
16,00€
Klappentext:
Die Sieben Königreiche zerfallen weiter im Machtkampf der großen
Adelshäuser, die einander eifersüchtig belauern in ihrer Gier nach dem
Eisernen Thron. Einigkeit finden sie nur in ihrem Misstrauen gegen
Daenerys Targaryen, der rechtmäßigen Erbin der Krone. Gemeinsam mit
ihren drei Drachen und einer stetig wachsenden Armee greift sie vom
Osten aus nach der Herrschaft über Westeros. Die größte Gefahr droht
derweil jedoch aus dem Norden, wo schreckliche Geschöpfe sich erheben,
um die Menschen des Südens zu überrennen. Allein Kommandant Jon Schnee
und seine wenigen tapferen Männer von der Nachtwache stemmen sich
verzweifelt gegen diese finstere Übermacht …
Meine Meinung:
Nachdem ich angeregt durch die Fernsehserie „Game of Thrones“ George R.
R. Martins bisher erschienene Bücher der Romanreihe „Ein Lied von Eis und
Feuer“ regelrecht verschlungen habe, wurde der von vielen Fans lang erwartete
fünfte (englische) Teil „A Dance with Dragons“ endlich veröffentlicht. Da mich
Martins Welt regelrecht in den Bann gezogen hat, griff ich natürlich sofort
danach und muss sagen, ich habe es nicht bereut; schade nur, dass die andere
Hälfte des fünften englischen Teils erst nächsten Monat veröffentlicht wird und
andere Fortsetzungen wohl erst in den nächsten Jahren erscheinen werden.
Das Cover von „Der Sohn des Greifen“ bleibt im Stil der vorigen Bücher
von Penhaligon. Dieses Mal sind Wappen und Worte des Hauses Connington
abgedruckt: Zwei sich gegenüber stehende Greife mit dem dazugehörigen Spruch
„Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund“. Schon daher kann man auf einen neuen
Protagonisten schließen, der unerwartet auftaucht und Westeros wohl noch
ziemlich stark auf den Kopf stellen wird.
Während „A Feast for Crows“ bzw. die im Deutschen entsprechenden Romane
„Zeit der Krähen“ und „Die dunkle Königin“ sich vorallem auf die Geschehnisse
in Königsmund, Dorne, den Eiseninseln und Braavos konzentrierte, wird in „Der
Sohn des Greifen“ der Fokus auf den Norden, die Mauer sowie den Kontinent Essos
gelegt. Wo in den vorigen Bänden Cersei, Jaime, Sam und Sansa Hauptpersonen
waren, wird hier die Geschichte von Daenerys, Stannis, Jon Schnee, Tyrion und
vielen anderen erzählt. Außerdem gewinnen auch die fantastischen, magischen
Elemente der Serie mehr an Bedeutung, wie man besonders an den Geschichten von
Bran Stark oder Melisandre merkt.
Dabei entsteht zunehmend der Eindruck, dass Martin sich mehr und mehr
in seinen Hauptpersonen verzettelt. Im neunten Band ist die Spannung nicht so
stark ausgeprägt wie noch in den ersten Bänden der Serie, die mit sich
gegenseitig übertrumpfenden überraschenden Wendungen punkten konnten.
Stattdessen dominieren in „Der Sohn des Greifen“ lange Dialoge,
Gewissenskonflikte und detaillierte Beschreibungen, was das Buch allerdings
keinesfalls schlechter als die anderen macht. Es beschleicht einen nur das
Gefühl, dass es ein Lückenfüller sein soll: Festigung der Charaktere,
Einführung neuer Protagonisten, Klarstellung verzwickter Situationen.
Nichtsdestotrotz schafft es auch dieser Roman, den interessierten Leser
voll und ganz in seinen Bann zu ziehen. Wie geht es weiter mit Stinker? Was
erwartet Tyrion noch in Essos? Inwieweit wird die neue Person „Greif“ und sein
Sohn die Handlung beeinflussen? Wie erwartet endet dieser Teil in einem
Cliffhangar; man merkt deutlich, dass die englische Originalversion einfach nur
in der Mitte getrennt wurde, ohne dass ein richtiges „Ende“ existiert. Darum
empfehle ich, auch immer zwei Bücher der deutschen Reihe als eine Einheit zu
sehen.
An dieser Stelle noch ein paar Worte zu der deutschen Version
allgemein. Da ich von Anfang die Taschenbücher von Penhaligon gelesen habe, war
ich die Eindeutschung der Namen gewohnt. Allerdings gab es bis zum englischen
Band vier noch eine andere deutsche Version, welche auf viele Eindeutschungen
verzichtete. Notgedrungen müssen nun alle Leser der „uneingedeutschten“ Version
nun zu dieser greifen, in der Jon Snow Jon Schnee und King’s Landing Königsmund
ist. Dass das verwirrend und auch unnachvollziehbar ist, kann ich verstehen;
allerdings sei angemerkt, dass im Anhang eine Liste aller Orte, Namen und
Personen mit neuem Namen ist. In diesem sich über 15 Seiten erstreckenden
Glossar kann sowohl die Entsprechung der deutschen Namen im Englischen als auch
andersherum nachgeschaut werden, was zwar am Anfang vielleicht etwas
umständlich ist, aber sicherlich von Nutzen für alle, für die die deutschen
Namen neu sind.
Auch der umfangreiche Anhang verdient eine Erwähnung: Auf über 65
Seiten sind wie üblich alle Verwandten, Geschworenen und Freunde der
Protagonisten und Nebencharakteren ausführlich beschrieben. So kann man schnell
nachgucken, welchem Lehnsherren das Haus Rois verpflichtet ist oder wieviele
Kinder Walder Frey hat, falls man solche Details vergessen hat. Auch die Karten
von Westeros, Königsmund, der Mauer und der Sklavenbucht sind wieder von hoher
Qualität und nützlich für den Leser, der Weg der Charaktere mitzuverfolgen.
Was mich persönlich jedoch stört, sind die zahlreichen Fehler der
Übersetzung. Das hätte nicht sein müssen und behindert nur unnötig den
Lesefluss. Diese Schludrigkeit sowie das Teilen des englischen Bandes in zwei
Teile, die jeweils 16,00€ kosten (im Vergleich: der englische Band kostet
alleine je nach Ausgabe zwischen 5 und 15€), ist meiner Meinung nach ein
starker Minuspunkt für den Verlag.
Ich will aber Martins wiedermal gelungenes Werk nicht wegen so etwas
schlechter bewerten. Darum würde ich hier 8 von 10 Punkten an das Buch
vergeben, da hier doch die Spannung etwas fehlt im Gegensatz zu den vorigen
Büchern. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. An alle Anhänger der Serie kann
ich nur eine klare Kaufempfehlung für „Der Sohn des Greifen“ aussprechen!
♥♥♥♥
Vielen, vielen Dank an Blogg dein Buch und den Penhaligon Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplar!
Ich wollte nochmal erwähnen, dass diese Rezension von meinem Bruder ist, aber ich bin eigentlich sehr zufrieden mit ihm ;D
Liebe Chrissi,
AntwortenLöschenbeim Stöbern im Internet bin ich auf deine Seite gestoßen und wollte dir zu deinem Blog gratulieren. Es ist gelungen. Allein schon der Titel ist klasse, aber auch inhaltlich ist dein Blog wirklich anspruchsvoll.
Was die obige Rezi deines Bruders angeht: ich stimme ihm zu, was Übersetzungen generell angeht. Ich persönlich lese englische Bücher lieber im Original, weil ich finde, dass jede Übersetzung - und sei sie noch so sorgfältig gemacht - nicht an das Original heranreichen kann. Jede Sprache hat ihre Besonderheiten, hat besondere Redewendungen, für die es kein hundertprozentiges Äquivalent gibt.
Hinzu kommt, dass die englischen Bücher meist früher erscheinen... :-)
Ich habe mich als Mitglied bei dir eingetragen und würde mich sehr über einen Gegenbesuch deinerseits freuen!
Übrigens lese ich nicht nur sehr viel, sondern ich schreibe auch selbst.
Viele liebe Grüße
Roxann
www.roxannhill.blogspot.com